Die Nordkirche hat sich mit ihrem Beschluss zur Klimagerechtigkeit auf den Weg gemacht, der die Kirche als große Institution bis zum Jahre 2050 in die Klimaneutralität führen soll.
Die Kirchengemeinde Braderup ist bei diesem Thema schon sehr früh einen großen Schritt vorausgeeilt. Im Zentrum unserer Überlegungen stand und steht die „Bewahrung der Schöpfung“, da wir uns bewusst sind, dass hierzu nicht allein der Mensch gehört, sondern alles was auf der Erde lebt. Sowohl hier bei uns als eben auch überall auf der Erde.
Im Zuge dieser Überlegungen hat die Kirchengemeinde Braderup schon einiges auf den Weg gebracht. Beispielsweise hat sie bereits Anfang 2011 für ihr sehr altes Pastorat einen sehr umfassenden Energieberatungsbericht erstellen lassen. Aufgrund dieses Berichtes erfolgte zunächst ein Wechsel vom fossilen Brennstoffträger Heizöl zur Fernwärmeversorgung der örtlichen Biogasanlage. Dies wurde allerdings wegen der „Nebenwirkungen“ beim Betrieb einer Biogasanlage als sehr kritisch gesehen. Aber bei dieser älteren Bestandsanlage war nun einmal die Wärme in großem Überschuss vorhanden, weil zum Zeitpunkt der Planung dieser Anlage ein Wärmekonzept noch nicht zwingend zur Genehmigung gefordert wurde, so dass durch unseren Anschluss auf unserer Seite das gesamte bisher benötigte Heizöl eingespart wurde. Aus dem gleichen Grund haben wir kurz danach auch die Kirche zu Braderup anschließen lassen. Und wir konnten insgesamt unseren Verbrauch durch weitere, kleine Maßnahmen wie Thermostatwechsel und Erneuerung der Umwälzpumpe um etwa 10% senken. Ohne diesen Kurswechsel würden weiterhin etwa 11.000 l Heizöl pro Jahr verbraucht werden.
Seit einigen Jahren nehmen wir am Bündeleinkauf der HKD für zertifizierten Ökostrom teil. Und dieser Ökostrom ist sogar noch günstiger als der bisher genutzte Strom. Bündeleinkauf – gemeinsam ist man stark! Gerne würden wir als Kirchengemeinde dem Pastor für seine Fahrten innerhalb seiner weitläufigen Kirchengemeinde und zur Kirchenkreisverwaltung in Breklum ein Elektrofahrzeug zur Verfügung stellen, aber dies scheitert derzeit noch an den hohen Anschaffungskosten für solch ein Fahrzeug.
Weiter haben wir dann im Jahr 2013 einen Aufsehen erregenden, weil richtungsweisenden Grundsatzbeschluss im Bereich der Nutzung unserer etwa 30 ha landwirtschaftlichen Nutzflächen getroffen. Unser Beschluss legt nun fest, dass diese Flächen in Zukunft nur noch als Dauerweiden genutzt werden dürfen. Jede Düngerausbringung, jedes Kalken und jeder Pflanzenschutzeinsatz hat auf diesen Flächen zu unterbleiben. Es darf weder gewalzt noch gemäht werden und 2 Großvieheinheiten müssen in der Zeit von Mai bis Oktober dort weiden. Trotz dieser unkonventionellen, harten Nutzungseinschränkungen, die die Flächen natürlich ökonomisch entwerten, aber ökologisch aufwerten, akzeptieren unsere örtlichen Landwirte die entschlossene Beschlussfassung des Kirchengemeinderates Braderup zum Richtungswechsel in den Verpachtungsbedingungen völlig uneingeschränkt. Wir konnten alle Flächen ohne Probleme an heimische Landwirte für günstige 80€/ha verpachten.
Zusätzlich haben wir beschlossen, auf unseren kircheneigenen Flächen Knicks als wichtige Landschaftselemente anzulegen. Südlich des Dorfes ist so auf dem alten Pastorats Land ein 680 m langer Knick entstanden. Nördlich des Dorfes wurde auf einer deutlich kleineren Fläche ein 280 m langer und 15 m breiter Redder (zweireihiger Knick), der noch um ein Vielfaches ökologisch wertvoller als ein einfacher Knick ist, angelegt. Aufgrund der geringen Größe und der Form dieser Fläche soll dort auf den verbliebenen 7000 m² in diesem Jahr noch eine Streuobstwiese angelegt werden. Auf den Knicks selbst sind insgesamt 2.500 Sträucher und Bäume gepflanzt worden. Weißdorn, Hasel, Rotbuche, Stieleiche, Bergahorn, deutsche Vogelbeere und Wildapfel wurden hierbei verwendet.
Diese Knicks wurden bereits in ein Knickökokonto überführt und aus diesem heraus für Ausgleichsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Unsere 1250 m Knick konnten inzwischen an die Tennet verkauft werden, die diese benötigt, um bei anstehenden Baumaßnahmen im vierten Bauabschnitt der Westküstenleitung Eingriffe in den Naturhaushalt auszugleichen. Gleichzeitig tragen wir mit deren Anlage nicht nur zur Aufwertung des örtlichen Landschaftsbildes bei, sondern fördern hoffentlich ein Stück weit auch die Artenvielfalt und unterbinden zugleich zukünftig die Bodenerosion in Form von Sandstürmen vor unserem Dorf.
Unserer Kirchengemeinde Braderup liegt eine umfassende Transparenz stets am Herzen und so wollen wir auch einige Zahlen nicht verschweigen. Für die Neuanlage der Knicks gehen dauerhaft für die konventionelle Landbewirtschaftung 0,75 ha Land verloren. Brutto kostet die Maßnahme 25.000 €. Als Ausgleichszahlung erhält die Kirchengemeinde brutto 117.000€.
Die hohe Akzeptanz aller an unseren Maßnahmen Beteiligten hat uns auf den Weg zur klimaneutralen Kirchengemeinde einen großen Schritt nach vorne gebracht. Sicherlich sind wir trotz der Nutzung von zertifiziertem Ökostrom, der Umstellung der Wärmeversorgung vom fossilen Träger Heizöl auf die Fernwärme einer örtlichen Biogasanlage, der dem Klimaschutz dienenden Nutzungsbeschränkung unserer Ländereien und dem Klimaprojekt „Knick-Neuanlage“ noch nicht völlig klimaneutral, aber wir sind schon sehr weit gekommen. Das Bewusstsein für das Thema „Klimagerechtigkeit“ ist bei allen Mitgliedern des Kirchengemeinderates Braderup vorhanden und der Wille zu entschiedenem Handeln ist weiterhin ungebrochen. Als nächstes werden wir unsere Mobilität unter die Lupe nehmen. Als Kirchengemeinde haben wir unsere Hausaufgaben zu diesem Thema recht gut gemacht.
Stephan Schirmer